Wahlkreis Köln II (Innenstadt Süd, Rodenkirchen, Lindenthal)
Frage: “Wie stehen Sie und Ihre Partei zum geplanten Ausbau der A4 von 6 auf 8 Spuren und zum Abriss und Ersatzneubau der Rodenkirchener Brücke?”
Klaudia Grote (VOLT) (10.1.25)
Kein Abriss der Rodenkirchener Brücke – Nachhaltige Mobilität und Lebensqualität für Köln
Der geplante Abriss der Rodenkirchener Brücke und der Ausbau der A4 auf acht Spuren basieren auf veralteten Prognosen aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030, die nicht mehr mit den heutigen Mobilitätstrends übereinstimmen. Als Direktkandidatin für Köln-Rodenkirchen setze ich mich für eine nachhaltige Verkehrspolitik ein, die die Lebensqualität der Menschen vor Ort in den Mittelpunkt stellt.
Aktuelle Studien wie der Agora Verkehrswende-Bericht “Wandel auf Straßen und Schienen: Verkehrsentwicklung in Deutschland 2019 – 2023” zeigen, dass der Autoverkehr trotz Bevölkerungswachstum rückläufig ist.
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen haben sich durch Homeoffice und den demografischen Wandel erheblich verändert. Viele Arbeitgeber in Deutschland bieten ihren Mitarbeitenden Jobtickets an, um die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu fördern und den Arbeitsweg zu erleichtern. Dies hat laut der Agora-Studie dazu geführt, dass an Werktagen zu den Stoßzeiten das Verkehrsaufkommen um mehr als zwölf Prozent niedriger ist als vor fünf Jahren und durchschnittlich über sechs Prozent weniger Autos auf den Straßen sind.
Setzt sich dieser Trend fort, ist der Ausbau der A4 und der Neubau der Rodenkirchener Brücke überflüssig und angesichts der Belastungen für Anwohner, der Klimaschäden sowie explodierender Kosten und Bauzeiten (siehe Leverkusener Brücke) aus meiner Sicht unverantwortlich.
Der massive Eingriff in die bestehende Infrastruktur würde nicht nur erhebliche Lärmbelastungen und jahrelange Umweltbelastungen mit sich bringen, sondern auch wichtige Grünflächen und Naherholungsgebiete zerstören. Dies würde die Lebensqualität der Anwohner stark beeinträchtigen und die ökologische Balance weiter gefährden.
Eine nachhaltige Verkehrspolitik erfordert kluge Lösungen wie die gezielte Umleitung des Fern- und Schwerlastverkehrs auf weniger belastete Verkehrskorridore, eine verstärkte Verlagerung auf die Schiene und den Ausbau regionaler Logistikzentren zur Bündelung des Güterverkehrs. Intelligente Verkehrsleitsysteme und eine stärkere Förderung des kombinierten Verkehrs zwischen Straße und Schiene können erheblich zur Entlastung beitragen. Ergänzend könnten Umgehungsstraßen besonders belastete Wohngebiete entlasten.
Um diesen Wandel gerecht zu gestalten, fordere ich eine ehrliche und umfassende Bürgerbeteiligung, bei der die Anwohnerinnen und Anwohner aktiv in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.
Wenn der Verkehr durch solche Maßnahmen weiter reduziert werden kann, ließe sich langfristig die Vision einer grünen Verkehrsachse für die Rodenkirchener Brücke realisieren, die europäische Best Practices wie den Baana Bike Corridor in Helsinki oder die Coulée verte in Paris aufgreift. Begrünte Wege für Radfahrer und Fußgänger könnten die Brücke zu einem Symbol nachhaltiger Mobilität machen und die Lebensqualität in Köln erheblich steigern.
Rodenkirchen und Poll brauchen Entlastung, nicht mehr Verkehr. Investitionen in nachhaltige Mobilität und eine kluge Verkehrsführung sind der zukunftsorientierte und klimaschonende Weg, der Köln auf die Anforderungen der modernen Verkehrspolitik vorbereitet.
Lea Reisner (Linke) (16.1.25)
Die A4 soll im Bereich des Autobahnkreuzes (AK) Köln-Süd und dem AK Köln-Gremberg von 6 auf 8 Spuren erweitert werden. Dazu soll die Rodenkirchener Brücke abgerissen und neu gebaut werden. Die Fraktion Die Linke lehnt sowohl den Ausbau der A4 als auch den Abriss der Rodenkirchener Brücke ab.
Der Ausbauplan der A4 beruht auf der Annahme, dass sich verkehrliche Entwicklungen und Verkehrswachstum einfach immer so fortsetzen. Laut Prognose des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, soll der LKW-Verkehr von 2019 bis 2051 um 54% wachsen.
Mit einem „weiter so“, lassen sich aber die klima- und verkehrspolitischen Ziele Kölns und des Bundes nicht erreichen.
Was wir brauchen, sind nicht immer mehr Autobahnen, sondern eine Verkehrswende, weg von der Straße, hin zur Schiene und dem ÖPNV. Die vorhandenen Autobahnen sollen zwar weiterhin Instand gehalten werden aber es darf weder einen Aus- noch Neubau geben. Etwaige Engpässe sollen stattdessen durch Verlagerung und Ausbau auf der Schiene behoben werden.
Die Möglichkeiten von politischen Rahmensetzungen zur Veränderung des Verkehrsaufkommens werden in der Verkehrsprognose nicht berücksichtigt. Aber auch bei der konkreten Verkehrszählung auf der Rodenkirchener Brücke von 2018 – die als Basiszahl, für die Hochrechnung des Verkehrsaufkommens bis 2030 dient – blieb unberücksichtigt, dass zu der Zeit bereits die Leverkusener Brücke für den Schwerlastverkehr gesperrt war, was Einfluss auf den Verkehr der Rodenkirchener Brücke hatte. Die Aussage, dass sich in dieser Zeit das Verkehrsaufkommen von 134.000 Fahrzeugen pro Tag auf 158.700 erhöhen wird, dürfte keiner wissenschaftlichen Betrachtung standhalten.
Die Autobahn GmbH, die für die Autobahnen seit 2021 zuständig ist, behauptet, dass die Rodenkirchener Brücke voraussichtlich in 15 bis 20 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben wird und dann sowieso abgerissen werden muss. Allerdings hat sie nur eine statische Prüfung für den Erweiterungsbau auf 8 Spuren durchführen lassen. Somit kann sie, unseres Erachtens, keine seriösen Aussagen zu der Haltbarkeit der Brücke unter Beibehaltung von 6 Spuren machen. Es ist zu vermuten, dass die Rodenkirchener Brücke bei einer geringeren Belastung durch 6 Spuren länger hält und sich eine Sanierung zum Erhalt der Brücke lohnen würde. Wir finden schon alleine aus umweltpolitischen Gründen, eine Sanierung immer als bessere Alternative zum Abreißen und neu Bauen.
Der Ausbau der A4 bedeutet nicht nur, eine sich über Jahre hinziehende Großbaustelle mit Lärm, Staub und Dreck, sondern die Zerstörung von Natur. Die A4 verläuft unmittelbar entlang des links- und rechtsrheinischen äußeren Grüngürtels. Die Erweiterung der Autobahn geht auf Kosten des Grüngürtels. Weil der Grüngürtel, mit seinen vielfältigen Funktionen als Lebensraum für Flora und Fauna, CO2-Speicher, Frischluftschneise und Naherholungsgebiet so wertvoll ist, ist er vielfältig unter Schutz gestellt, so z.B. unter Denkmal- und Naturschutz. Besonders wertvolle Gebiete des Grüngürtels, wie das Gremberger Wäldchen hat man darüber hinaus noch stärker geschützt. Der Rat hat sich in „Eine Charta für den Äußeren Grüngürtel der Stadt Köln“ für den Schutz ausgesprochen. Der gesamte Schutzschirm scheint aber nicht zu halten, wenn es bei der Erweiterung der Autobahn es um ein vermeintlich höheres Ziel geht. Wir sind hingegen der Auffassung, dass in Zeiten des erklärten Klimanotstands, der Grüngürtel auch vor dem Ausbau der Autobahn bedingungslos geschützt werden muss. Wir fordern daher auch keine Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die Zerstörungen im Grüngürtel, wir fordern: Hände weg von Grüngürtel! Hände weg vom Gremberger Wäldchen!
Wir sind gegen den Ausbau der A4, denn wir sind überzeugt, dass eine Verkehrspolitik von gestern nicht die Probleme von morgen lösen wird.
Daniel Otte (CDU) (28.1.25)
In der Debatte um Abriss und Ausbau der Rodenkirchener Brücke geht es darum, dass wir unseren Wohlstand nachhaltig sichern und gleichzeitig die Transformation zu einem klimaneutralen Land nur dann schaffen, wenn wir uns zu leistungsfähiger Infrastruktur bekennen. Hierfür steht das Projekt A4plus, das eine Perspektive für die Wachstumsregion Rheinland ab den 2040er Jahren aufzeigt.
Die Sanierung der Rodenkirchener Brücke ist zwingend notwendig für die Verkehre heute und in der Zukunft. Nur moderne Straßen und klimafreundlich angetriebene PKW und LKW sind ein echter Beitrag zum Klimaschutz. Brücken verrotten zu lassen unter dem Vorwand Denkmalschutz ist dagegen gefährlicher Unsinn für Umwelt und Mobilität im Rheinland, wie wir gerade in Lüdenscheid sehen mussten.
Die Einschätzung meiner politischen Mitbewerber, wonach der Autoverkehr langfristig rückläufig sein werde und ein Ausbau der Brücke daher nicht zeitgemäß bzw. klimaschädlich sei, steht zum einem im Widerspruch zu einer neuen Langfrist-Verkehrsprognose des Bundesministeriums für Verkehr, vor allem aber auch im Widerspruch zu einer in 2021 erstellten Studie zur Klimaneutralität in Deutschland 2045 von Prognos, Öko-Institut, Wuppertal Institut für Agora Energieende, Agora Verkehrswende und Stiftung Klimaneutralität. In dieser Studie wird ein steigendes Transportvolumen unterstellt, das bei begrenztem Ausbaupotenzial von Schiene und Binnenschifffahrt zu zusätzlichem Straßenverkehr wird. Klimaneutralität wird gerade bei LKW nicht durch weniger Fahrzeuge, sondern durch Umstellung der Antriebstechnik weg von fossilen Kraftstoffen erreicht. Zukunft soll nicht Beschränkung sein, Zukunft ist Veränderung durch technischen Fortschritt.
Die Autobahn GmbH als Betreiber einer so wichtigen Verkehrsachse wie der A4 muss für solche Bedarfssteigerungen vorbereitet sein, gerade im Hinblick auf die Zeitdauer des Projekts von annähernd 20 Jahren. Dass die Belange der Umwelt dabei einen sehr hohen Stellenwert haben, zeigt die Festlegung der Vorzugsvariante für den Neubau der Rodenkirchener Brücke, die mit Abstand den geringstmöglichen Eingriff aller untersuchten Varianten in die Umwelt aufzeigt.
Ich bin mir mit den Menschen vor Ort einig, dass die denkmalgeschützte Rodenkirchener Brücke ein wichtiges, Identifikation stiftendes Symbol für den Kölner Süden ist. In diesem Sinne haben wir als CDU das Anliegen, dass die Silhouette der neuen Rheinbrücke den Hängebrücken-Charakter der bestehenden Brücke aufnimmt, wie dies auch als Option von der Autobahn GmbH vorgestellt wurde.
Renan Demirkan (SPD) (30.1.25)
Einen Ausbau der Rodenkirchener Brücke lehne ich ab. Mit dem Neubau der Friedrich-Ebert-Brücke in Bonn sowie der Erweiterung der Leverkusener Autobahnbrücke und auch der geplanten Rheinspange im Kölner Süden entstehen neue Querverbindungen und machen einen Ausbau der A4 aus meiner Sicht überflüssig. Stattdessen sollte über Alternativen des Frachtverkehrs nachgedacht werden: um dem Klimawandel entgegenzuwirken sollten wir den Schwerlastverkehr auf Schiene und Wasserstraße umlenken. Des Weiteren sehe ich die Belastungen für die angrenzenden Ortsteile sowie die Eingriffe in Naturschutzgebiete wie dem Gremberger Wäldchen in keinem Verhältnis.
Sven Lehmann (Grüne) (15.2.25)
Die Denkmalschutzabteilung der Bezirksregierung Köln hat ein neues Gutachten vorgelegt. Das Gutachten zeigt, dass die Rodenkirchener Brücke völlig intakt ist. Sie abzureißen wäre irrsinnig. Das aktuelle Bauwerk könnte sogar einer Erweiterung auf acht Spuren standhalten.
Der geplante Abriss und Neubau würde dagegen jahrzehntelanges Verkehrschaos und Lärm bedeuten, eine Milliarde Euro Steuergeld verpulvern und dem lokalen Einzelhandel im Kölner Süden schaden. Die Brücke verbindet nicht nur die linke und die rechte Rheinseite miteinander, sondern auch die Menschen im Kölner Süden. Sie ist ein unverzichtbares Wahrzeichen unserer Stadt.
Statt milliardenschwerer Neubauten braucht es konkrete und schnelle Verbesserungen für die Mobilität der Menschen vor Ort. Dazu gehören weitere Rheinquerungen, wie die sogenannten Umweltbrücken für Rad- und Fußverkehr und eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, um den Verkehr auf der A4 zu entlasten.
Die absurden Pläne zum Abriss und Neubau der Brücke müssen beendet werden. Eine neue Bundesregierung muss den Bundesverkehrswegeplan so überarbeiten, dass die Brücke dauerhaft erhalten bleibt. Ich werde mich als Abgeordneter weiterhin mit aller Kraft und gemeinsam mit den vielen engagierten Menschen vor Ort für den Erhalt unserer Rodenkirchener Brücke einsetzen.
Gerd Kaspar (FDP)
Beantwortung ist angefragt
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