Verkehr in Poll

Verkehrssituation in und um Köln-Poll (Stand Sommer 2025)

Der südöstliche Kölner Stadtteil Poll zeichnet sich bisher durch eine innenstadtnahe, aber etwas abseitige Lage an einer Rheinkurve aus. Autobahnen führen auf zwei Seiten an Poll vorbei, die A4 im Süden, die A559 im Osten. Zur Straßenerschließung dient eine einzige Hauptstraße, die stark beanspruchte Siegburger Straße. Das Eisenbahn-Netz ist nur umständlich erreichbar, das S-Bahn-Netz führt bisher an Poll vorbei. Statt einer unterirdischen Stadtbahn gibt es nur eine straßengebundene Linie, die im Berufsverkehr regelmäßig im Stau steht. Hinzu kommt eine einzige Buslinie zur Querverbindung mit anderen Stadtteilen. Außer im Geschäftszentrum Siegburger Straße gibt es bisher noch keine bewirtschafteten Parkplätze. Die für die Innenstadtnähe eher schlechte ÖPNV-Anbindung in Poll führt zu einem ungewöhnlich hohen Anteil an PKW pro Haushalt.

In Poll werden z.Zt. zwei große neue Wohngebiete gebaut. Das Neubaugebiet „Poller Damm“ befindet sich am südöstlichen Rand Polls und beansprucht einige Felder des letzten Bauern in Poll. Dieses Projekt ist bereits zum Teil umgesetzt. Das geplante riesige Wohn- und Büroquartier „Deutzer Hafen“ befindet sich unmittelbar nordwestlich von Poll und sieht den Bau von ca. 300 Wohnungen vor. Auch soll dort Raum für etwa 6000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Erschlossen werden sollen diese Gebiete weiterhin über die enge Siegburger Straße mit der überlasteten Stadtbahnlinie 7. Beide Projekte verdichten die Einwohnerzahl in Poll und erhöhen damit die Anzahl der Verkehrsteilnehmer. Aufgrund der bestehenden ÖPNV-Situation ist mit einem gesteigerten motorisierten Individualverkehr zu rechnen.

Ebenso wird der Ausbau der A4 von 6 auf 8 Spuren (Projektname A4plus) auf Grundlage des Bundesverkehrswegeplans zu einem Verkehrsanstieg führen, der sich auch in Poll bemerkbar machen wird. Die A4 ist durch die Ausfahrt Köln-Poll über die Siegburger Straße mit dem Autobahn-Netz verbunden. Die Bewohner nutzen die enge Siegburger Straße als Zubringer zur Autobahn.

Durch den Autobahn-Ausbau erfolgt ein Anreiz für die Nutzung des motorisierten Individualverkehrs (MIV), eine weiterführende Erweiterung des Straßennetzes für den Autoverkehr innerhalb von Poll ist aber baulich nicht möglich und auch nicht wünschenswert, da die Siegburger Straße im Kern von Poll auch ein Nahversorgungszentrum darstellt und von vielen Fußgängern gequert wird.

Erreichbarkeit der anderen Rheinseite

Die gegenüberliegende Rheinseite ist von Poll aus erstaunlich schlecht zu erreichen. Für den Autoverkehr ist dies noch am ehesten möglich durch die Nutzung der Severinsbrücke oder der Rodenkirchener Brücke (A4).

Für Radfahrende gibt es an der Rodenkirchener Brücke eine kurze, aber steile Rampe. Das „Highlight“ stellt die Südbrücke dar: Hier müssen Fahrräder die Treppe hochgetragen werden! Für Nutzer von schwereren Rädern oder Eltern mit Kinderwagen ist es fast unmöglich, auf die andere Rheinseite zu gelangen, und auch für Lastenräder, E-Bikes, KVB-Räder ist es ein schwieriges Unterfangen. Betreiber der Südbrücke ist die Deutsche Bahn, und es war bislang nicht möglich, diese zum Bau einer entsprechenden Rampe zu bewegen.

Auch die Möglichkeiten, mit Hilfe des ÖPNV die südlichen linksrheinischen Stadtviertel zu erreichen, sind für den gesamten Stadtbezirk 7 (Porz) nicht zufriedenstellend. Die Severinsbrücke, über die die Linien 3 und 4 vom Severinsviertel nach Deutz fahren, bietet die südlichste Möglichkeit, den Rhein zu queren. Die nach Poll und weiter nach Porz fahrende Linie 7 führt über die noch nördlicher gelegene Deutzer Brücke, sodass die Poller und Porzer meist große Umwege fahren müssen, wenn sie per ÖPNV Ziele im linksrheinischen Süden erreichen wollen. Eine ÖPNV-Verbindung über die Rodenkirchener Brücke fehlt und ist auch bei den Erweiterungsplänen nicht vorgesehen, weder für eine Straßenbahn noch für eine Busverbindung.

Dabei wäre eine solche Verbindung eine sinnvolle und wenig aufwändige Lösung.

Radverkehr

Nach dem aktuellen Stand der Vorplanung für den Autobahnausbau gibt es zum Thema Radverkehr von der Autobahn GmbH keine konkreten Aussagen.

Einzig die bestehenden Rad- und Fußwege sollen von 2,90 m auf 3 m erweitert werden, was kein so großer Fortschritt wäre.  Ansonsten sollen Rampengestaltung und Barrierefreiheit „verbessert“ werden. Was darunter zu verstehen ist, bleibt unklar. Es gibt auch keine Aussagen zu einer Ausstattung mit Beleuchtung und einem Notrufsystem.

Die Auswirkungen des Brückenbauprojektes während der Bauphase auf den rechts- und linksrheinischen Berufspendlerverkehr werden bisher von der Autobahn GmbH nicht erwähnt.

Rechtsrheinisch wären die Fahrradstraße Weidenweg und der Radweg entlang der Siegburger Straße betroffen. Linksrheinisch begleitet ein Radweg auf gleicher Höhe das Heinrich-Lübke-Ufer. Ein weiterer tiefer gelegener und sehr schmaler Radweg verläuft in unmittelbarer Nähe des Rheinufers.

Auf beiden Seiten bestehen bisher fahrradtaugliche Auffahrten zur Brücke, die von den Berufspendlern sehr intensiv genutzt werden.

Dass die Autobahn GmbH eine genaue Erhebung zu den Radwegen und ihrer Nutzung gemacht hat, ist nirgendwo ersichtlich. Ebenso gibt es kein Konzept, in welcher Weise die Radwege während der Bauphase geführt werden sollen.

Es ist zu befürchten, dass durch das Projekt A4plus eine deutliche Rückentwicklung bereits erreichter Verbesserungen der ökologischen und verkehrstechnischen Situation eintreten wird.

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